Mobilität, Politik
Unnötiges Experiment – Österreich ist auf 140!
Österreich | Seit rund einem Jahr ist auf zwei Abschnitten der Westautobahn Tempo 140, anstatt der üblichen 130 km/h, erlaubt. Ermöglicht hat das der ehemalige Verkehrsminister Norbert Hofer (FPÖ).
Pilotprojekt – Tempo 140
Probehalber Tempo 140 gefahren werden darf seit 1. August 2018 auf einer 32 Kilometer langen Strecke zwischen Haid und Sattledt in Oberösterreich und auf 88 Kilometern zwischen Melk und Oed in Niederösterreich. Begründung für das Pilotprojekt, das 130 km/h Limit stamme aus dem Jahre 1974, heute habe die Geschwindigkeit viel weniger Einfluss auf die Verbrauchswerte der PKW, so Norbert Hofer.
In den meisten europäischen Ländern gilt Tempolimit 130, nur in Polen und Bulgarien sind 140 km/h erlaubt. Deutschland hat grundsätzlich keine Tempolimit auf Autobahnen, jedoch eine Richtgeschwindigkeit von 130 km/h. In Belgien, Finnland, Irland, Portugal, Serbien, Spanien, Schweden, sowie in der Schweiz gilt Tempo 120.
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Emissionen höher als erwartet
Die Asfinag (Autobahnen- und Schnellstraßen-Finanzierungs-Aktiengesellschaft) prognostizierte für das Pilotprojekt einen Anstieg der CO-Emissionen um etwa 1,2 bis 1,6%. Die Berechnungen und detaillierten Messdaten von Greenpeace ergaben jetzt jedoch eine Erhöhung von rund 2,5 und 2,6%.
“Kreative Interpretation und fragwürdige Auswertungsmethode der Gutachter”, sind die Worte von Volker Plass (Programm-Manager von Greenpeace). Für den Schwerverkehr, welcher rund 40% der Emissionen verursacht, gelte nach wie vor Tempo 80. Betrachtet man nur die Fahrzeuge, für die das höhere Tempolimit gilt, beträgt die Zunahme der Emissionen sogar 3,5 bzw. 3,6%.
Die Erhöhung der Fahrgeschwindigkeit verursacht nicht nur mehr CO2-Emissionen, sondern führt ebenso zu einem erhöhten Ausstoß von Stickstoffoxide und steigert zusätzlich die Feinstaubbelastung.
Fazit – Tempo 140
Die beiden Teststrecken führen zu einer Zunahme der CO2-Emissionen um fast 5.700 Tonnen pro Jahr (laut Asfinag-Studie). Falls Tempo 140 auf zwei Drittel aller Autobahnstrecken in Österreich ausgedehnt wird, verursacht das nach einer Schätzung von Greenpeace und VCÖ eine Zusatzbelastung von mind. 100.000 Tonnen CO2 mehr pro Jahr und das nur aus dem Autoverkehr.
Die Umweltorganisatoren fordern in Richtung der zukünftigen Regierung derartige “unnötige Experimente” zu unterlassen. Die Zeitersparnis durch Schnellfahren ist vernachlässigbar, bringt dafür aber eine viel größere Unfallgefahr.
Wir fragen uns, ob unsere Politik überhaupt noch in Richtung der Pariser Klimaziele arbeitet. Immerhin haben 2015 alle gemeinsam beschlossen möglichst umweltschonend zu handeln. Absurd, jetzt diskutieren wir um wieviel die Emissionen gestiegen sind? – Sollten wir nicht darüber sprechen, wieviel wir gespart haben …